Letzte Woche haben wir auf unseren sozialen Kanälen die Werbetrommel für das neue Buch No Worries: Backpacking für Einsteiger gerührt, heute erfahren Sie mehr über den Autor Patrick Hundt, der ins einem Blog 101 Places Einblicke in seine Reisen und und sein Leben als digitaler Nomade gewährt. Schon einmal an ortsunabhängiges Arbeiten gedacht? Patrick verrät, wie es funktioniert.
Name: Patrick Hundt
Blog: 101places.de
Aktueller Standort: Leipzig
Letzte Reise: Südafrika
Nächste Reise: USA
Reiseutensil, das nie fehlen darf: Kindle – ich liebe Bücher (auch digital)
Am öftesten zu Hause vergessen: Smartphone Halterung fürs Auto (um es als Navi zu nutzen)
Rucksack oder Koffer? Rucksack
Zelt oder Hotel? Meistens Hotel, manchmal auch das Zelt.
Roadtrip oder Flugreise? Mit dem Flugzeug in die USA und dann Road Trip.
Allein, zu zweit oder in der Gruppe? Fast immer allein. Ich mag die Unabhängigkeit.
Digitales Nomadentum erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Wann und wie hast Du diesen Lebensstil für Dich entdeckt?
Vor zwei Jahren, und zwar eher zufällig. Bis dahin führte ich meine eigene Online Marketing Agentur. Ich war zwar selbständig, aber mit einem großen Büro und vielen Mitarbeitern nicht gerade frei und unabhängig. 2012 stieg ich aus dem Unternehmen aus und ging auf eine kleine Weltreise. Meinen Laptop nahm ich mit, und unterwegs wurde ich zum Reiseblogger. Seitdem arbeite ich immer dort, wo ich mich gerade aufhalte.
Wie schaut Dein Alltag als digitaler Nomade aus?
Ganz unterschiedlich. Es hängt vor allem davon ab, ob ich gerade auf Reisen bin oder in der Heimat. Unterwegs wechseln sich Arbeit und Reisen ständig ab. Ich gönne mir hin und wieder arbeitsfreie Tage, dann gibt es wieder Tage, an denen ich ausschließlich arbeite. Oft ist es aber eine Mischung: Vormittag einen Blog-Artikel schreiben und am Nachmittag die Gegend erkunden.
Die größeren Projekte hebe ich mir für die Heimatphasen auf. Dann habe ich ja nicht ständig den Drang, die Gegend erkunden zu wollen. Dann miete ich mir eine Wohnung oder ein Zimmer zur Zwischenmiete (meistens in Leipzig oder Berlin), arbeite viel und treffe meine Freunde. Etwas, das unterwegs naturgemäß immer zu kurz kommt.
Welche Destination kannst Du für ortsunabhängiges Arbeiten besonders empfehlen?
Für mich funktioniert es am besten in großen Städten. Am liebsten miete ich mir ein privates Zimmer über AirBnB, so dass ich nicht nur Hotel-Feeling habe, sondern mich etwas heimischer fühle. Ab und an suche ich dann ein umliegendes Café auf, in dem es hoffentlich kostenloses Wifi gibt. Diese Bequemlichkeiten findet man eben in großen Städten.
Ich mag die Metropolen in westlichen Ländern am liebsten. Letztes Jahr habe ich aber auch in Mexico City gut arbeiten können. Natürlich sind auch Bangkok, Chiang Mai oder Saigon sehr beliebt. Dort ist es besonders preiswert, was man sich beim ortsunabhängigen Arbeiten zum Vorteil machen kann: Euro verdienen, aber Thailändische Baht ausgeben.
Was Braucht ein digitaler Nomade, neben einer guten Internetverbindung, damit er sich in seinem „Büro“ unterwegs wohlfühlen kann?
Eine stabile Internetverbindung ist tatsächlich das allerwichtigste. Wenn es nur stockt und man nicht einmal eine E-Mail versenden kann, ohne sich die Haare auszuraufen, macht das alles keinen Spaß – und vor allem ist es unproduktiv. Gutes Wifi muss also sein.
Die anderen Voraussetzungen sind so einfach, dass man als Außenstehender vielleicht gar nicht daran denken würde: Man braucht einen Tisch, einen bequemen Stuhl und eine Steckdose in der Nähe. Und natürlich Ruhe. Die Vorstellung, mit dem Laptop am Strand zu sitzen, hat nichts mit der Realität zu tun. Da kann niemand produktiv arbeiten.
Wie lange braucht Du in der Regel, um Dich einzuquartieren, und wie lange hältst Du es an einem Ort aus?
Ich brauche nie lange, um mich einzugewöhnen. Sobald ich meinen Rucksack ins Zimmer lege, bin ich angekommen. Dann erkunde ich erst einmal das nähere Umfeld der Unterkunft. Ich bleibe selten weniger als drei Tage an einem Ort. Das ist sogar zu wenig, wenn man arbeitet und reist. Erst wenn man länger bleibt, lässt sich beides miteinander vereinbaren. Daher blieb ich zuletzt in Südafrika mehrmals bis zu einer Woche an einem Ort – in Kapstadt sogar für zehn Tage. Dort hätte ich es auch noch länger ausgehalten!
Wie lange ich bleibe, hängt also stark davon ab, wie sehr mir ein Ort gefällt, und ob ich zeitlichen Einschränkungen unterliege.
Was vermisst Du am Zuhause am meisten? Wie schaut es mit Heimweh aus?
Mein soziales Umfeld vermisse ich am meisten. Das fehlt unterwegs. Natürlich kann man sich ständig mit neuen Leuten umgeben. Reisende gibt es ja genug auf der Welt. Aber es ist eben doch etwas anderes. Heimweh kenne ich allerdings nicht. Unterwegs geht es mir überwiegend sehr gut.
Wie reagieren Deine Freunde und Familie auf Deine neugewonnene Freiheit?
Ganz gut. Manch einer wünscht sich eine ähnliche Freiheit. Die meisten sind mit ihrem Leben aber sehr zufrieden und betrachten lediglich mit einer gewissen Neugierde, was ich da treibe. Mein Umfeld kommt also gut mit diesem Lebensstil zurecht.
Du besserst Deine Reisekasse, wie viele andere Reiseblogger auch, unter anderem mit dem Schreiben von eBooks auf. War es für Dich ein großer Schritt vom Blog zum eBook?
Nein, so groß war der Schritt gar nicht. Bei meinem ersten eBook war es sogar so, dass die Texte bereits im Blog existierten, und ich sie für das eBook nur neu aufbereitet habe. Natürlich dauert das erste eBook trotzdem eine Weile, da man sich mit den technischen Feinheiten vertraut machen muss. Das ist aber keine Rocket Science.
Ich habe mittlerweile neun eBooks (davon eines kostenlos) und ein Buch gemacht. Es ist für mich also sehr natürlich geworden, nicht nur an Blog-Artikel zu denken, sondern auch den nächsten Schritt zu gehen: Wie kann ich so nützliche Inhalte bieten, dass meine Leser bereit sind, dafür zu bezahlen?
Dein eBook Beruf: Reiseblogger ist ein Ratgeber für alle, die sich mit Hilfe eines Blogs selbstständig machen möchten. Welche drei Charaktereigenschaften sollte man Deiner Meinung nach für diesen Beruf auf jeden Fall mit sich bringen?
Ja, Beruf:Reiseblogger war das erste größere Projekt. Damit war ich einige Monate beschäftigt. Es richtet sich an angehende Reiseblogger und solche, die sich professionalisieren wollen. Wenn man sich das Reisebloggen zum Beruf machen möchte, muss man den Blog auch so behandeln. Wie ein Unternehmen, und nicht wie ein Hobby. Drei Dinge sind aus meiner Sicht besonders wichtig:
1. Anfangen + durchhalten: Die meisten Leute träumen von ihrem Reiseblog, fangen aber nie an. Wenn sie doch anfangen, halten sie aber nicht durch. Beides ist jedoch entscheidend, um erfolgreich zu sein. Ein Blog ist viel Arbeit. Und wenn man damit Geld verdienen möchte, sogar sehr viel Arbeit!
2. Im Internet sind Leser meiner Erfahrung nicht bereit, viel Zeit in Reisegeschichten zu investieren. Was in einem Magazin gut funktionieren mag, klappt online nicht, da es zu viele Ablenkungen gibt. Daher sollte ein professioneller Reiseblogger aus meiner Sicht immer hinterfragen, ob seine Texte für den Leser und dessen Reisen wirklich nützlich sind. Nur dann wird jemand danach suchen, die Texte wirklich lesen und vielleicht sogar noch Geld dafür ausgeben.
3. Das Geld kommt nicht von allein. Man muss sich viele Gedanken darum machen, wie man mit einem Blog Geld verdienen kann. Es gibt einige Möglichkeiten, doch man muss aktiv nach ihnen suchen. Und dann muss man sie umsetzen und dem Leser auch etwas anbieten. Die Monetarisierung muss also im Hinterkopf immer präsent sein.
Verpasst, verloren, verlaufen… Im Nachhinein sind auch die schlimmsten Reise-Desaster meist nur amüsante Anekdoten. Könntest Du eine mit uns teilen?
Ein wirkliches Desaster gab es bei mir noch nicht. Der Auftakt meiner Weltreise wäre jedoch beinahe eines geworden. Ich stand in Berlin am Flughafen und wollte nach Los Angeles. Leider ließ man mich nicht einchecken. Die USA wollen von jedem Reisenden ein Rückflug- oder Weiterreiseticket sehen. Ich hatte natürlich eines. Allerdings für Mexiko, und das lassen die Amerikaner nicht als Ausreise gelten.
Darauf muss man erst mal kommen! (Man kann darauf kommen, wenn man beim Auswärtigen Amt nachliest). Na ja, da habe ich am Flughafen mit meinem Smartphone schnell einen Flug von L.A. nach Singapur gebucht. So bekam meine Reise unverhofft eine ganz andere Route. Drei Minuten bevor der Checkin schloss, ließ man mich endlich durch.
Falls Dich Scotty in diesem Moment an einen beliebigen Ort beamen könnte, welche Koordinaten würdest Du wählen?
Ehrlich gesagt, brauche ich Scotty im Moment nicht. Ich bin gerade auf Heimaturlaub in Leipzig und fühle mich hier sehr wohl. Ich möchte gerade nirgendwo anders sein.
Welcher Song weckt bei Dir derzeit die Lust, die Koffer zu packen?
Ich bin leider nicht auf dem aktuellen Stand, was populäre Musik angeht. Aber ein weniger bekannter Song, der Reiselust in mir weckt: „Sugar Man“ von Rodriguez. Von diesem Musiker habe ich zum ersten Mal gehört, als ich durch Neuseeland reiste. Dort habe ich auch ein Konzert von ihm besucht. Ein Jahr später hörte ich ihn in Südafrika oft im Radio, da er dort sehr bekannt ist.