Turin könnte Italiens erste vegane Stadt werden. Seit Juni weht in der eigentlich für seine Fleischproduktion bekannten Stadt im Norden Italiens ein neuer Wind. Denn seitdem ist Chiara Appendino Bürgermeisterin. Sie kündigte an, vegetarisches und veganes Kochen zu fördern. Turin soll sich zu einer Gemüsemetropole entwickeln.
Diese Aussagen sorgten unter den fleischliebenden Turinern natürlich für einige Kontroverse. Man fürchte einen „Nannystaat“, der seine Bewohner bevormundet und ihnen gar vorschreibe, was sie zu essen haben. Und wer nicht mitmacht? Der würde wohl „ohne Essen ins Bett geschickt“. Dabei ist Turin schließlich die Hauptstadt der Region Piemont, deren vielfältige kulinarische Tradition vor allem tierische Produkte einschließt. Eines der klassischen Gerichte dieser Region ist beispielsweise Vitello tonnato, ein mit Weißwein und Gemüse gekochtes, dünn aufgeschnittenes Kalbsfleisch, das erkaltet mit einer Thunfischsauce überzogen wird.
Appendino ist Mitglied der populistischen, euroskeptischen Bewegung MoVimento 5 Stelle (Fünf-Sterne-Bewegung). Sie ist die Erste die es wagt, so massiv auf den Esstisch der Italiener einwirken zu wollen. „Die Förderung veganer und vegetarischer Ernährungsweisen ist ein grundlegender Beitrag zum Schutz der Umwelt, zur Gesundheit unserer Bürger und dem Wohl der Tiere“, heißt es in ihrem Fünf-Jahres-Programm, welches sie kurz nach Antritt ihres Amtes verkündete.
Bereits rund 30 vegetarische und vegane Restaurants sind in Turin zu finden. In den nächsten Jahren sollen es noch mehr werden. Doch trotz der Spekulationen, dass Turin nun Italiens erste vegane Stadt werden könnte – auch Wildschweinragout und Steak werden nicht von den Turiner Speisekarten verschwinden, schließlich geht es bei Appendinos Programm hauptsächlich darum, durch frühzeitige und umfassende Aufklärung der Bevölkerung den Fleischkonsum zu senken.
Was halten Sie von der Idee – ist sie vorausschauend oder doch reiner Wahnsinn? Falls Sie eine Reise nach Turin planen, lassen Sie es sich nicht entgehen, die dortigen neuen und alten kulinarischen Traditionen am eigenen Leib zu erleben.