Lange rosteten die Eisenwerke im tschechischen Ostrava nur so vor sich hin. Heute ist der Industriekomplex nah der polnischen Grenze ein nationales Kulturdenkmal. Es beherbergt unter anderem einen exklusiven Konzertsaal, bietet Führungen in schwindelerregenden Höhen an und empfängt jeden Sommer mehrere Musikfestivals. Faszinierende Konzertkulissen die ihresgleichen suchen.
Das eiserne Herz Tschechiens
Schon bei der Ankunft am Hauptbahnhof von Ostrava wird einem schnell klar, diese Stadt wuchs auf Steinkohle. Welche Straßenbahn ist die richtige? Man folgt einfach einer Gruppe, deren Teilnehmer die meisten Merkmale von typischen Festivalbesuchern aufweisen. Man braucht sich auch keine Sorgen zu machen, das Festivalgelände zu verfehlen. Die verlassenen Eisenwerke von Vítkovice kann man aus der Weite schon nach wenigen Stationen erkennen.
Einst eine Hochburg der Kohleförderung, Kokerei, Stahlveredelung und des Maschinenbaus rostete der Komplex mit dem langsamen Untergang des Industriezweiges lange vor sich hin. Das Eisenwerk wurde im Jahr 1828 unter anderem auf Anregung des habsburgischen Erzherzogs Rudolf Rainer gegründet. Nachdem im Jahr 1994 die Förderung von Kohle in Ostrava eingestellt wurde, fand auch die Rohstahlproduktion in 1998 ihr Ende.
Im Jahr 2002 wurden die Kohlemine und die Kokerei mit ihren Hochöfen zum nationalen Kulturdenkmal erklärt. Besucher können das Ausmaß der Eisenwerke bei geführten Rundgängen auch aus 60 Metern Höhe bestaunen. Eintritt für den Blick hinter die Kulissen des Stahlwerkes ist knapp 5,8 Euro. Obwohl man ohne Tschechisch von der Geschichte des Industriekomplexes nicht viel mitbekommt, lohnt sich ein Besuch allemal.
Aus der Höhe kann man auch eines der riesige Hochofengasbehälter, das in einen Konzertsaal umgebaut wurde, gut erkennen. Der Entwurf für das Bauwerk, in dem sich mehrere Veranstaltungsräume (Hauptsaal empfängt 1.500 Gäste), eine Galerie und ein Café befinden, kam vom renommierten tschechischen Architekten Jaroslav Pleskot.
Dies sind ein paar Eindrücke vom faszinierenden Colours-Festivalgelände.