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Vor wenigen Tagen versuchte ein Passagier auf einem Flug von Seattle nach Peking mehrfach die Sicherheitstür des Flugzeuges zu öffnen. Er hatte den Türhebel schon halb hochgezogen, da wurde er von einem beherzten Crewmitglied mit einer Weinflasche niedergeschlagen. Ende gut, alles gut? Doch was wäre passiert, wenn es dem Mann doch gelungen wäre?

Den Angaben des FBI zufolge, das im Anschluss versuchte den Hergang des Handgemenges zu rekonstruieren, befand sich die Boeing 767 der Fluggesellschaft Delta bereits eine Stunde in der Luft und damit auf voller Flughöhe, als der 23-Jährige seinen Platz verließ und sich auf seinem Weg zur Toilette plötzlich auf den Hebel der rechten Tür geworfen hatte, um diese zu öffnen. Seine Motive sind bisher unklar. Dabei ist der Vorfall bei Delta kein Einzelfall.

Für viele Flugreisende ist dieses Szenario ein Alptraum, sie stellen sich vor, dass es doch einmal jemandem gelingen könnte, die Tür zu öffnen und dass dann … ja, was eigentlich? Ein Wind alles was nicht niet und nagelfest ist nach draußen saugt? Es plötzlich an Luft fehlt oder alle Passagiere schockgefrostet werden? Oder, das wohl schlimmste Schreckensszenario von allen: das es durch den plötzlichen Unterdruck gar zu einer Art Explosionswelle kommt?

Das passiert bei einem plötzlichen Druckabfall

Dieses Phänomen ist als „explosive Dekompression“ bekannt. Innerhalb von weniger als einer halben Sekunde kommt es zum Ausgleich zwischen dem Außendruck und dem im Inneren der Kabine herrschenden Drucks. Dabei kühlt sich der Innenraum stark ab und die Luftfeuchtigkeit in der Kabine. Es bildet sich eine Art Nebel. Durch die Ausdehnung von Luft oder Gasen in Körperhöhlen könnte es zur Ausbildung von Barotraumata kommen. Schmerzen im Mittelohr, den Nasennebenhöhlen, kariösen Zähnen können die Folge sein, ebenso wie Embolien. Da der Sauerstoff in der Kabine nicht mehr ausreichend ist, würden die Sauerstoffmasken automatisch aus der Kabinendecke herabfallen. Der Pilot müsste einen sofortigen Notabstieg einleiten, um auf eine Flughöhe von 10.000 Fuß zu sinken, hier ist die Luft dank des höheren Luftdrucks wieder atembar. Anschließend würde man zur Notlandung ansetzen. Die flugmedizinische Gesellschaft Neuseelands ging im Jahre 2000 von jährlich 40 bis 50 Notfallsituationen im Zusammenhang mit plötzlichen Druckabfall aus.

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Türen lassen sich während des Fluges nicht öffnen

Doch wir können trotzdem Entwarnung geben: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine solche Situationen durch das mutwillige Öffnen von Flugzeugtüren durch verwirrte Passagiere auftritt. Flugzeugtüren lassen sich im Flug nicht einfach öffnen. „Im Grunde genommen, ist es physikalisch unmöglich“, erklärt Aviatik-Blogger Jason Rabinowitz. „Auf Reisehöhe entsteht durch die Druckdifferenz zwischen Außen- und Innendruck eine Situation, in der sich die Türen gar nicht öffnen lassen.“ In 10.000 Meter Höhe herrschen außerhalb des Fliegers nur noch ein Fünftel des Bodenluftdrucks, weshalb die Türen mit großem Druck nach außen gepresst würden. Wenn man Flugzeugtüren öffnen möchte, muss man sie jedoch zunächst nach Innen ziehen. Ein einfaches Aufstoßen der Türen ist aufgrund der Form des Rahmens nicht möglich. Auch durch die Luftströmung auf der Außenseite des Rumpfes wird die Flugzeugtüre belastet. Insgesamt wirkt auf die Tür eines Flugzeuges auf Reiseflughöhe also eine Kraft von deutlich über einer Tonne. Kurzum: Selbst der starkste Mann der Welt wäre dem gegenüber machtlos.

Fotos: Boarding von skeeze, Flugzeugkabine von StelaDi

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