Sie ist eine Expertin, wenn es darum geht, den Rucksack zu packen und allein zu verreisen. In ihrem Blog Pink Compass präsentiert Backpackerin Carina eine breite Palette an Tipps und Tricks von und für unterwegs. Ihre Beiträge, inklusive einer guten Portion positiver Energie und Humor, bieten die perfekte Motivation für alle Leserinnen, aber auch Leser, die den ersten Schritt zur Solo-Reise noch nicht gewagt haben.
Menschen finden viele Ausreden, um sich vor einer Reise zu drücken. Keine Reisebegleitung ist ja eine der beliebtesten. Kannst du dich an besonders “faule” Vorwände potenzieller Reisepartner/innen erinnern?
Ich hab kein Geld, ich bin hier zu eingebunden, was mache ich mit meiner Wohnung?
Ich würde Ausreden eigentlich selten als Faulheit ansehen, die Faulheit kommt eher dann ins Spiel, wenn man die Reise tatsächlich in Angriff nehmen sollte.
Meist ist es doch eher die Unsicherheit die viele Menschen davon abhält ihren Traum vom Reisen endlich umzusetzen. Was erwartet mich da draußen? Bin ich bereit für so viel Ungewissheit?
Was wenn…? Ist die häufigste Art der Fragen die man sich stellt. Aber auf alle was-wenn-Fragen gibt es gute Antworten. Auch noch dann wenn man sich schon auf den Weg gemacht hat…
Ich versuche die meisten davon auf meinem Blog zu beantworten, aber generell gibt es im Internet soo viele Informationsquellen, dass man sich im Prinzip schon vorher auf alles vorbereiten kann. Manchmal muss man dann den letzten Schritt ins kalte Wasser dann einfach wagen!
Das Reisen prägt einen fürs Leben. Vor allem wenn man unterwegs auf sich allein gestellt ist, wird man ja oft praktisch dazu gezwungen, über den eigenen Schatten zu springen. Wie hat das Alleinreisen Deinen Charakter beeinflusst?
Ich bin gar nicht so sicher ob es meinen Charakter beeinflusst hat, oder ob mein tatsächlicher Charakter einfach ans Licht getreten ist.
Wenn Du zu Hause in Deiner gewohnten Umgebung vor Dich hin lebst, dann sind da unglaublich viele Einflüsse die Dich prägen und formen. Erwartungen und Ansprüche von Freunden, Familie und Kollegen beeinflussen Dich. Das fängt bei der Wahl der Kleidung an und hört bei den Orten die Du in Deiner Freizeit besuchst auf.
Was aber wenn da niemand ist, der sagt „Das sieht gut aus, kauf das!“ oder „Lass uns heute Abend da und dort treffen!“ Wofür entscheidest Du Dich dann?
Ich habe auf Reisen meinen ganz eigenen Geschmack kennengelernt und fand das spannend und befreiend zu gleich. Du lernst plötzlich ob Du tatsächlich gern in Gesellschaft bist oder es einfach nur immer „gezwungenermaßen“ warst. Du lernst DICH kennen. Vielleicht zum ersten Mal.
Du schreibst auch viel über die Tücken des Reisens als Frau. Was sind deiner Meinung nach die größten Hindernisse, mit denen allein reisende Frauen heutzutage konfrontiert werden?
Eigentlich sind das weniger als frau denkt. Viel weniger. Alleine ist alleine, ob Du nun ein Mann oder eine Frau bist. So empfinde ich das zumindest.
Ich habe nicht das Gefühl in irgendeiner Weise eingeschränkt zu sein, weil ich eine Frau bin.
Die Einschränkungen bestimmt doch jede selbst. Und ganz ehrlich, ist es wirklich sicherer für einen Mann nachts durch dunkle Gassen zu laufen als für eine Frau? Nicht wirklich. Die Antwort darauf ganz allgemein? Lauf nicht alleine durch dunkle Straßen! Punkt.
Und ich werde auch als Frau in asiatischen Ländern nicht häufiger bequatscht als ein Mann, nur eben anders.
Oftmals lassen wir uns von Medien mehr Angst machen und verunsichern als nötig ist. Daher ist meine Devise: Hab eine gute, gesunde Portion Respekt vor dem alleine Reisen. Sorge selbst für Deine Sicherheit in dem Du gewisse Regeln befolgst, bereite Dich gut auf Deine Reise vor und tu einfach nichts Dummes.
Dann hast Du exakt die gleichen Bedingungen auf Reisen wie jeder andere!
Hast Du Dir unterwegs jemals einen männlichen Reisepartner an Deine Seite gewünscht? Wenn ja, wieso und im welchen Land?
Hm, nicht unbedingt gewünscht, nein. Ich kam mal in die Situation mit einem männlichen Backpacker durch Indonesien zu reisen und habe da feststellen müssen, dass das schon ein wenig entspannter (für mich war) denn dann haben sich alle Verkäufer und Tuk Tuk Fahrer auf ihn gestürzt und mich die meiste Zeit in Ruhe gelassen. Klassisches Clichee, aber für mich in dem Moment praktisch.
Als wir uns dann mal getrennt haben, wurde ich natürlich ständig zu Verkäufen, Taxis und Informationen angesprochen und fand das furchtbar nervend. Aber auch daran gewöhnst Du Dich schnell, wenn Du alleine unterwegs bist und auch wie Du damit umgehen kannst.
Aber sonst?! Natürlich wünscht man sich ab und zu generell mal Begleitung, aber die hat man ja ganz leicht, wenn man sie möchte. Die Welt ist voller Reisende und die Chance jemanden zu treffen der auf der gleichen Wellenlänge liegt ist hoch.
Trotzdem, für mich hat das alleine reisen mittlerweile einen Reiz, dem ich immer wieder gerne nachgebe!
Es lebe der Selbstauslöser! Was sind Deine Tipps für gute Reisefotos, wenn man auch mal selbst mit ins Bild möchte?
Hahaha! Sich bloß nicht beobachten lassen, dabei sieht man nämlich manchmal ganz schön dämlich aus!
Such Dir eine gute Ablage für die Kamera, stell den Selbstauslöserrhytmus lang genug ein um nicht ein Foto von Deinem Hinterteil beim Wegrennen zu erwischen (es sei denn Du legst es darauf an) und setz Dich nicht in den Mittelpunkt Deines Photos, sondern eher seitlich, so dass Du genug von der schönen Umgebung mit drauf bekommst.
Auf Deinen vielen Reisen hast Du sicher schon viel Verrücktes erlebt. Hast Du eine Lieblingsanekdote, die zum Thema passt?
Verrückt für mich war, als ich auf Reisen und bei einer Mitfahrgelegenheit von zwei Schwestern mit ihnen einen National Park Ranger in Australien im Pub kennengelernt habe und er uns für zwei Tage zu sich nach Hause eingeladen hat.
Er zeigte uns den National Park an der Westküste Australiens mit wunderschönen Felsen, Wallabys, türkisblaues Meer, einsame perlmuttfarbene Strände und unberührte Korallenriffe zum Schnorcheln. Und all das völlig ohne Hintergedanken oder eine Gegenleistung zu erwarten. Einfach weil er sein Land und seine Heimat so sehr liebt und sie mit uns teilen wollte.
Für mich immer noch absolut verrückt und eine der schönsten Lektionen die ich auf Reisen gelernt habe: Die Mehrzahl der Menschen sind hilfsbereit, offen und froh jemandem die Reise noch schöner zu machen!