Keinem anderen Land wurde bei der Fußball-Europameisterschaft in diesem Jahr so Sympathien entgegen gebracht wie den Isländern. Kein Wunder also, dass bei vielen ein plötzliches Interesse an der Heimat dieses nur knapp 330.000 Einwohner starken Völkchens geweckt wurde. Seit dem strömen jedenfalls mehr Touristen als je zuvor auf die Insel. Den Isländern wird das zu viel. Ausgerechnet Fußball-Nationaltrainer Heimir Hallgrímsson plädiert nun dafür die Zahl der Islandtouristen zu begrenzen.
Und plötzlich sind sie überall, sitzen in den Cafés, begaffen Geysire, machen Selfies vor Fjorden und benehmen sich allgemein ein bisschen daneben – Touristen sind derzeit ein Ärgernis in den Augen der lokalen Bevölkerung Islands. Auch wenn der Tourismussektor des Inselstaates bereits in den letzten Jahren stetig gewachsen war, den bisher größten Schub erfuhr er im Jahr 2016.
Viele Einwohner empfinden den Reiseboom als zu viel des Guten: „Jeder kommt jetzt nach Island, um sich die Natur anzusehen, und wir zerstören sie, indem wir sie mit Menschen überfrachten”, sagt Heimir Hallgrímsson gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Er empfiehlt: „Wir sollten ein ‘Ausverkauft’-Schild am Flughafen haben, bis wir bereit sind, mehr Menschen aufzunehmen”
Zwar weiß auch Hallgrímsson, dass der Tourismus für die marode Wirtschaft des Landes wichtig sei, aber ein Wachstum von „20 bis 30 Prozent” pro Jahr, hält er für gefährlich.
Mit seiner Meinung ist Hallgrímsson nicht allein. Laut einer repräsentativen Umfrage der isländischen Tourismusbehörde würdigen zwar rund 56 Prozent der Isländer die positiven Effekte, die der Tourismusboom für das Land hat. 75,7 Prozent meinen aber auch, dass der Druck der Besucher zu groß sei für Islands Natur.