Rund 12.000 Kilometer legte Martin Luther als Student, Mönch und später als Reformator auf Reisen zurück – viele davon zu Fuß. Auf dem Lutherweg, einem Gemeinschaftsprojekt von Kirchen, Tourismusverbänden, Kommunen und weiteren Trägern, kann man seine Wege nachvollziehen.
Der Lutherweg führt durch Orte der Reformation und an Plätze, an denen die reformatorische Bewegung eine besondere Wirkung entfaltet hat. Wer ihm folgt bekommt dabei ganz unterschiedlichen Bundesländern und Landschaften zu sehen. Entlang des Weges gibt es zahlreiche Stationen in Städten und kleineren Ortschaften, die meisten von ihnen eröffnen interessante Einblicke in die damalige Zeit oder ermöglichen eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Zugangsweisen zu Luther und der Reformation. Ob man den Lutherweg nun für eine Pilgerreise beschreitet oder einfach für eine Wanderung – beide Typen von Reisenden sind erwünscht. Bisher bieten sowohl Bayern, Hessen, Sachsen-Anhalt als auch Sachsen und Thüringen ihren jeweils eigenen Lutherweg an.
Thüringen
Der thüringische Lutherweg führt in den Fußstapfen Martin Luthers 900 km lang durch das Bundesland, welches man auch das Grüne Herz Deutschlands nennt und zu bedeutenden Stätten der Reformation. Von Steinbach, dem Ort der „Entführung“ Luthers, führt der Weg nach Eisenach hinauf zur Wartburg. Dort hielt sich Luther als Junker Jörg versteckt und übersetzte das Neue Testament. Ein weiterer Weg entspricht in Teilen dem historischen Reiseweg Luthers und führt Wanderer und Pilger über Schmalkalden nach Tambach-Dietharz. Von Stolberg (Hainfeld) nach Nordhausen sind Wanderfreunde auf dem nördlichen Abschnitt des Lutherweges unterwegs. Darüber hinaus sind die Luthermeile in Erfurt, der Elisabethpfad von Eisenach nach Marburg und der Pilgerweg „Via Imperii“ auf der alten Reichsstraße erwähnenswert, die von Leipzig aus über Altenburg nach Zwickau, Hof und Nürnberg führte. Sie alle sind zur Freude der Wanderer modern ausgebaut.
Sachsen
Der Lutherweg in Sachsen führt zu Orten, in denen sehr bald die Reformation Fuß fasste, wie in Torgau, Eilenburg und Zwickau. Einige Stationen sind eng verbunden mit dem Lebensweg der Frau Luthers, Katharina von Bora. Sie floh aus dem Kloster Nimbschen bei Grimma, bewirtschaftete später das Gut Zöllsdorf bei Neukieritzsch und starb in Torgau. Eine Frau, Herzogin Elisabeth von Sachsen, führte im Rochlitzer Gebiet 1537 die Reformation ein. An anderen Orten geschah es nach 1539. Beispielsweise Leipzig. Dort fand 1519 die berühmte Leipziger Disputation statt. Am Lutherweg liegen auch Orte, wo bis heute spürbare Auswirkungen und Impulse der Reformation sichtbar sind, beispielsweise in Grimma (Schulbildung), in Torgau und in Colditz (Musik) und in Leisnig (neue Konzeptionen zur Erfüllung sozialer Aufgaben). Unterwegs ist zu entdecken, wie die Anliegen der Reformation den Bau und die Ausgestaltung evangelischer Kirchen prägen.
Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt geht es auf 410 Kilometern durch viele landschaftlich und kulturell gleichermaßen einmalige Landschaften, vorbei an der Straße der Romanik, einmaligen Parks und Gärten und abwechslungsreichen Flüssen und Seen, die dieses Bundesland wie ein Blaues Band durchziehen. Die Wegeführung des Lutherweges verläuft zwischen den Lutherstädten Wittenberg und Eisleben und weiter nach Mansfeld Lutherstadt. Dabei kann man sich von Wittenberg aus nördlich, über Dessau und Bernburg, oder südlich, über die Dübener Heide und Halle/S., nach Eisleben und Mansfeld begeben. Anschlüsse zu anderen deutschland- und europaweiten Wanderwegen sind gewährleistet (z.B. zum St. Jakobus Pilgerweg). In den am Wege liegenden Kirchen und anderen Stationen wird auf das Wirken Luthers vor Ort aufmerksam gemacht.
Bayern
In einer Südschlaufe durchzieht der aus Thüringen kommende Lutherweg auf einer Länge von 96 km das Coburger Land (davon 11 km in Thüringen). Er verbindet Städte der Reformation Neustadt b. Coburg, Coburg und Bad Rodach. Durch Neustadt bei Coburg gelangte Martin Luther mehrmals bevor er in Coburg Station machte. Am Karfreitag 1530 predigte er in der Georgskirche. Coburg war Raststätte bei der Pilgerreise nach und von Rom 1510 und 1511, auf dem Weg zur Heidelberger Disputation vom 14.-16. April 1518, im selben Jahr auf dem Weg nach Augsburg zum Verhör vor Cajetan, sowie Aufenthaltsort vom 15.4.-4.10 1530 in Zusammenhang mit dem Reichstag zu Augsburg. Diese Zeit ist im Leben des Reformators am besten dokumentiert.
Hessen
Der Lutherweg 1521 ist ein Angebot für Wanderer, die an der Reformation interessiert sind, aber auch für diejenigen, die Erholung vom Alltag suchen. Der gut ausgeschilderte Weg folgt der Reise des Reformators im Frühjahr 1521 zum Reichstag nach Worms und zurück zur Wartburg bei Eisenach. Er verbindet dabei historische Orte und erlebnisreiche Landschaften. Am Weg liegen Orte, wo bis heute spürbare Auswirkungen und Impulse der Reformation sichtbar sind, beispielsweise in Grimma (Schulbildung), in Torgau und in Colditz (Musik) und in Leisnig (neue Konzeptionen zur Erfüllung sozialer Aufgaben). Der Lutherweg 1521 hat eine Gesamtlänge von etwa 360 Kilometern. Die alten Wege haben sich in den letzten Jahrhunderten stark verändert. So kann der Lutherweg 1521 zum Teil nicht identisch der Originalroute folgen, sondern er verläuft in einem engen Korridor zum überlieferten Weg.
Die Informationen und Beschreibungen der Wanderwege sind der Webseite www.lutherwege.de entnommen. Hier finden Sie auch weitere Informationen rund um das Thema Pilgern und Wandern auf Luthers Spuren.